Benediktinerinnenkloster Lamspringe
Um 850 wurde im südlich von Hildesheim gelegenen Lamspringe ein Kanonissenstift gegründet, welches kurz vor 1130 in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt wurde. Die Hildesheimer Bischöfe förderten das Kloster, das im 14. Jahrhundert zu den wohlhabendsten in der Diözese gehörte. Im Jahr 1523 kam das Kloster unter die Herrschaft der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. Herzog Julius (reg. 1568–1589) ließ nach Einführung der Reformation 1572die Bücher aus dem Kloster in seine Bibliothek nach Wolfenbüttel überführen, von wo sie später in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangten. Heute sind in den Beständen der Herzog August Bibliothek rund 25 Handschriften aus Lamspringe nachweisbar. Sie stammen fast alle aus der Zeit um 1200, als die Nonnen im Kloster ein leistungsfähiges Skriptorium unterhielten.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehörte das Kloster wieder dem Fürstbistum Hildesheim, wurde rekatholisiert und mit englischen Benediktinern besetzt. Sie brachten den berühmten Albani-Psalter mit nach Lamspringe, eine der schönsten englischen Handschriften aus dem 12. Jahrhundert. Er wird heute in der Dombibliothek Hildesheim aufbewahrt.
- Christian Heitzmann
Weiterführende Literatur:
Helmar Härtel, Geschrieben und gemalt: Gelehrte Bücher aus Frauenhand. Eine Klosterbibliothek sächsischer Benediktinerinnen des 12. Jahrhunderts (Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek 86), Wolfenbüttel 2006
Alexander Dylong: Artikel „Lamspringe“, in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hrsg. von Josef Dolle, Bielefeld 2012, S. 901–908